Dienstag, 15. Dezember 2009

Arthur Schopenhauer und die buddhistische Mettasutta

Arthur Schopenhauer schrieb in seiner Preisschrift über die Grundlage der Moral, dass er kein schöneres Gebet wüßte als das, womit die altindischen Schauspiele schließen würden: Mögen alle Wesen von Schmerzen frei bleiben. Ganz besonders hob Schopenhauer dabei den Buddhismus hervor, der in seiner Moral nicht, wie die Christliche, die Thiere vergessen hat. Das zeigt sich immer wieder an christlichen Festtagen, an denen die "Festbraten", für die unzählige Tiere leiden und sterben müssen, mehr oder weniger im häuslichen Mittelpunkt stehen. So ist das auch zu Weihnachten, dem christlichen "Fest der Liebe und des Friedens". Hingegen bei den Anhängern indischer Religionen sei, so Arthur Schopenhauer, das anders, denn bei jedem persönlichen Glücksfall, jedem günstigen Ausgang, der Brahmanist, oder der Buddhaist nicht etwa ein te Deum plärrt, sondern auf den Markt geht und Vögel kauft, um vor dem Stadtthore ihre Käfige zu öffnen. Hierzu verwies Schopenhauer noch auf ein weiteres Beispiel, dass für diese Moral, die auch Tiere in ihren Schutz einbezieht, bezeichnend sei, nämlich das großes Tierhospital in Surat. Dieses Hospital war keine Ausnahme, denn es gab und gibt in Indien noch andere Tierhospitäler, die vor allem von Anhängern der dem Buddhismus nahestehenden Jaina-Religion unterhalten werden. Sie sind Beispiele für eine Ethik, wie sie wohl mit am eindrucksvollsten in der buddhistischen Mettasutta zum Ausdruck kommt:

Die Lebewesen groß und klein.
Ihr Leib sei grob, ihr Leib sei fein,
Sie sei´n beweglich oder nicht,
Ob sichtbar oder außer Sicht,
Von dieser oder jener Art,
In Zukunft oder Gegenwart:
Es werde allen höchstes Heil
Und ihres Herzens Glück zuteil!
(Übers. H. v. Glasenapp)
hb

Ausführlicher zu obigem Thema:
Herbert Becker, Vegetarismus und Tierschutz in der Jaina-Religion. In: Der Vegetarier. Zeitschrift für ethische Lebensgestaltung, Vegetarismus und Lebensreform. Heft 3 / Mai 1977, S. 85 ff. (> Jaina-Religion);
Herbert Becker, Buddhismus und Jainismus. Die Religion der Ahimsa. In: Holger Schleip (Hrsg.), Zurück zur Natur-Religion?, Freiburg im Brsg. 1986, S.178 ff.

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